Unitarier - Religionsgemeinschaft freien Glaubens e.V. Unitarier - Religionsgemeinschaft freien Glaubens e.V.

Neujahrsempfang am 8. Januar 2017: Unsere Stimme ist wichtiger denn je!

Die letzten Monate mit islamistischen Angriffen einzelner Terroristen haben gezeigt, wie fragil und gefährdet unsere Gesellschaft tatsächlich ist.

Es geht dabei nicht nur um einzelne Attentate auf symbolische Einrichtungen westlicher Staaten. Es werden nicht mehr Flaggen verbrannt, nicht „nur“ Repräsentanten bedroht. Es sind Angriffe auf unsere Kultur.

Zunächst trafen die Anschläge Autoren, Filmemacher, Zeichner. Und auch die Anschläge auf die Londoner U-Bahn, auf öffentliche Plätze und Musik-Clubs sind Angriffe auf unsere Kultur. Denn: unsere Demokratie entstand auf städtischen Plätzen. Sie braucht den öffentlichen Diskurs. Unsere Kultur bedingt unsere Form des öffentlichen Lebens mit Zeitungen, Filmen, Musik, Diskussionspodien.

Dieser Terrorismus operiert gegen die offene Gesellschaft und stärkt zugleich die radikale Rechte in Europa. Der aggressiver Verteidigungsreflex der Einen und die Angst der vielen Anderen sind schlechte Ratgeber. Es gilt, dagegen einen kühlen Kopf zu bewahren. Das ist wichtig und gut. Und doch genügt diese stille Haltung nicht.

Unsere schon selbstverständlich gewordene offene Gesellschaft auf der Grundlage universeller Menschenrechte, in der unser  Rechtsstaat funktioniert und die Medien differenziert agieren – sie ist ernsthaft in Gefahr, zwischen den Angst erzeugenden Terrorakten und dem rechten Populismus zerrieben zu werden. In den Medien gibt es all zu viele Verkürzungen, Mythen, Gerüchte und sogar Falschmeldungen.

Die aufgeklärte, liberale Mitte - und wir Unitarier - sind aufgefordert, dagegen Stellung zu beziehen!

Wie?

Wir sind aufgefordert, Stellung zu beziehen gegen unreflektierte Parolen und Statements, indem wir im Gespräch für selbständige Überlegungen und für eine genaue Sprache eintreten.

Wir sind aufgefordert, Stellung zu beziehen, wenn unser Gegenüber schimpfend über-reagiert, in dem wir im Gespräch bleiben und auf deren Ursache hinsteuern um zu klären, woher das kommt: Angst vor der subtilen Bedrohung? Wut auf unkontrollierte Flüchtlingsströme? Unwissenheit über Islam?

Wir sind aufgefordert, Stellung zu beziehen gegen polemische Meldungen und FakeNews, indem wir die Interessen und Motivationen des Autors oder Sprechers laut hinterfragen, z.B. in Leserbriefen.

Wir Unitarier treten ein für die gleichen Rechte aller Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung. Wir Unitarier treten ein für die Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Menschen, für die Freiheit des Menschen, die dort endet, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt.

In diesem Sinne gibt es wichtige Aufgaben für uns, unabhängig davon, wie viele wir sind!

Tragen wir dazu bei, dass unsere Gesellschaft, in der wir leben, nicht weiter abrutscht sondern diesen Werten treu bleibt.                    

Gerhard Puhlmann