Unitarier - Religionsgemeinschaft freien Glaubens e.V. Unitarier - Religionsgemeinschaft freien Glaubens e.V.

Herbstfreizeit auf Burg Wildenstein vom 30.10.-1.11.2015

Der Burggraben

Campus Galli

Holzkirche im Bau

Burgführung

Grillen

Donautal

Wo waren wir da hingeraten? Die letzten 20 km nur noch im tiefen Nebel , waren wir froh, die Burg gefunden zu haben. Dank kleiner Wächter im Burgvorhof fanden wir gleich zu unserer Gruppe. Die Begrüßungsrunde war schon im vollen Gang und was für eine Freude, alte und auch neue Gesichter zu entdecken. Über 40 Teilnehmer saßen da in fröhlicher Runde. Unter dem Motto Mittelalter sollte das Wochenende stattfinden und ich gebe zu, ein bißchen kritisch war ich schon. Denn mit unseren Kindern hatten wir so manchen Mittelalter-Markt samt Veranstaltungen besucht. Jetzt kamen wir ohne unsere inzwischen erwachsenen Kinder und was gab es da für uns noch Spannendes zu entdecken? Aber weit gefehlt! Zunächst beeindruckte uns die Anlage der Burg, stehend auf hohen abgeschrofften Felsen mit einer Hauptburg und einer Vorburg, die nur über Brückenanlagen zu erreichen waren, um einen kleinen Graben und einen sehr tiefen Graben zu überwinden. Mit den versetzten Toranlagen, den unglaublich dicken Mauern und vielen anderen Details überzeugte die Burg, im 13.Jahrhundert erbaut, ob ihrer Wehrhaftigkeit. Am zweiten Abend bekamen wir sogar eine Tour durch die abendliche Burg geboten. Staunend hörten wir über die Geschichte der Burg und besichtigten unter anderem die Kapelle (mit einem geheimen Gang), den Festsaal, das Verlies und vieles mehr. Nach wie vor hüllte sich aber die ganze Umgebung in tiefen Nebel, was zur Gruseligkeit durchaus beitrug.

Am Samstagvormittag bot Roland Weber als ausgebildeter Stimm-und Sprachtrainer Gesangsübungen für Ungeübte an. Jeder, der nicht viel Erfahrung oder auch schon schlechte Erfahrungen beim Singen gemacht hatte, durfte daran teilnehmen. Es fanden sich nicht wenige, die hinterher begeistert und ermutigt zur „eigenen Stimme“ standen! Mit den sehr praktischen Tipps zum Abschätzen von Tonhöhen, Harmonien, Atemtechniken, Brust- und Kopfstimme ging es hernach doch schon leichter!

Am Samstagnachmittag fuhren wir alle zusammen auf den Campus Galli. Hierbei handelt es sich um ein Projekt, welches unter möglichst authentischen Bedingungen den Nachbau einer Klosterstadt aus dem 9. Jahrhundert versucht. Zugrunde liegt ein Klosterbauplan aus St.Gallen, der aber zur damaligen Zeit nie verwirklicht wurde. Freiwillige und Mitarbeiter benutzen auf der Baustelle keine modernen Werkzeuge oder Hilfsmittel, diese werden dagegen auf der Baustelle selbst hergestellt. Nur die Methoden des 9.Jahrhunderts kommen zum Einsatz und soweit irgendmöglich wird auf moderne Technik verzichtet. So ist um die Baustelle herum eine ganze Siedlung von Zulieferern entstanden, in der Handwerker in mittelalterlichen Gewändern unter anderem Holzwerkzeuge, Dachschindeln, Körbe, Töpferwaren, Seile, Nägel bis zu einer Bronzeglocke herstellen. Es finden sich auch Hühner und Schweinehaltung sowie ein Kräutergarten. Wir bekamen eine sehr spannende Führung und auch weil es so kalt war (manchmal konnten wir uns an Feuerstellen wärmen), wurde uns bald klar, daß das früher doch eher weniger romantische dafür aber sehr harte Lebensbedingungen waren. Groß und klein waren alle sehr beeindruckt.

Der Sonntag begann mit einer Feierstunde zum Thema Entfernungen, die von unseren Youngstern Justina und Marco sehr schön gestaltet wurde. Dies war übrigens ihre erste gemeinsam gestaltete Feierstunde nach ihrer Teilnahme am Sprecherseminar! Nachdem das Anzünden von Kerzen in der Burg nicht erlaubt war, setzten sie die Kerzen der Sorge und der Freude kurzerhand in zu klebende Punkte des Wohnortes auf der Deutschlandkarte um. Eine klasse Idee und Punkte von Lübeck bis Luxemburg, München, Freiburg und viele Orte mehr ließen uns erstaunen, von wie weit manche gekommen waren.

Zum Abschluß fand dann auf einem wunderschönen Grill-Platz in der freien Natur das Mittagessen statt. Vom Parkplatz aus war der Weg im tiefen Nebel gar nicht so einfach zu finden, da half uns doch der Gesang arabischer Lieder von Marlene, die am Waldrand so schön und aus voller Kehle sang und mich stark an Muezzin-Gesänge erinnerte. Eine tolle Stimmung! Und dann endlich konnte die Sonne den Nebel vertreiben und wir sahen, wo wir da eigentlich waren. Wunderschöne Ausblicke auf die 200 Meter tiefe Donauschlucht begeisterten uns und mit diesem Höhepunkt ging ein sehr schönes Wochenende zu Ende. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Organisatoren!

Susanne Samper-Drösch